Hello Mister!

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Es vergeht kein Tag, an dem wir diesen Spruch nicht mindestens 20 Mal hören. Wo auch immer wir vorbeikommen – bei einer Pause am Strassenrand, auf dem Markt oder an der Tankstelle – nach kurzer Zeit ertönt dieser Ruf. Auch ich als Frau werde oft mit „Hello Mister“ angesprochen. Meistens bleibt es bei dem Spruch, manchmal aber ergeben sich kleine Gespräche mit einem Mix aus Indonesisch und Englisch oder einfach nur mit Händen und Füssen. Ein Lächeln ist dabei fast immer der Türoffner für eine Begegnung. Überhaupt lachen viele Menschen auf Sumatra sehr gerne und sehr oft. Und es macht ihnen sichtbar Spass, mit uns in Kontakt zu treten und ihre Englischkenntnisse anzuwenden. Kaum setzen wir uns bei einer Garküche an den Tisch, nähert sich nach kurzer Zeit jemand und eröffnet das Gespräch mit den Worten „Anda dari mana?“ (Woher kommst du?). Dabei erlebe ich die Indonesier als sehr höflich und taktvoll. Oftmals bedanken sie sich am Ende für das Gespräch oder bitten um ein Foto mit uns. Was wir ihnen natürlich gerne gewähren. Schließlich wurde unsere Bitte nach einem Foto noch nie abgelehnt. Die meisten Leute hier lassen sich gerne fotografieren und machen selber gerne mit ihren Mobiltelefonen Bilder von sich und anderen. Und wenn wir mal keine Lust auf Gespräche haben, reagieren wir einfach nicht auf die Zurufe. Ein aufdringliches oder penetrantes Verhalten habe ich noch nicht erlebt. Als Europäer fallen wir hier einfach sofort auf, egal wie wir uns verhalten. An den meisten Orten auf unserer Route durch Nord-Sumatra scheinen wir fast die einzige hellhäutigen Touristen zu sein. Ausnahmen sind das Dorf Tuk Tuk am Tobasee und der Gunung Leuser Nationalpark. So vielen Europäern auf einem Fleck wie hier sind wir in den vergangenen Wochen nicht begegnet.
Wir erregen alleine durch unser Aussehen schon sehr viel Aufmerksamkeit. Besonders Claudio sticht mit seiner Körpergrösse von 1,86 cm aus der Menge der meistens kleineren Asiaten hervor. Nur beim Motorrad fahren tauchen wir ab und zu mit unseren landestypischen Moppeds in der anonymen Masse der Verkehrsteilnehmer unter. An manchen Tagen nervt es mich, ständig im Mittelpunkt zu stehen und ich wünsche mir eine Maske mit indonesischen Gesichtszügen als Tarnkappe. Wenn ich aber zurückschaue auf die letzten Wochen und an die tollen Begegnungen denke, dann nehme ich die vielen „Hello Mister“ gerne in Kauf.

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Das Ende der Fahrschul-Ära

DSC_0033Der weisse Sportwagen mit Fahrlehrer und Prüfer braust davon und für einen kurzen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Verdutzt stehe ich am Strassenrand und schaue auf die kleine Plastikkarte in meiner Hand. Ich habe tatsächlich gerade meine praktische Führerscheinprüfung bestanden. Schnell verstaue ich den neuen Führerschein in meinem Portemonnaie. Bevor der Prüfer doch noch seine Meinung ändert und mir den Führerschein wieder wegnimmt! Aber nichts dergleichen passiert. Ich schaue auf mein Motorrad, dass mich so gutmütig durch die Prüfung getragen hat. Wir sind wirklich ein tolles Team! Zum ersten Mal fahre ich alleine auf meinem Motorrad vom TÜV nach Hause. Kein überdimensionierter Nierengurt mit der Aufschrift „Fahrschule“ behindert mehr meine Beweglichkeit. Kein Fahrschulauto ist hinter mir im Spiegel zu sehen. Keine knarzenden Anweisungen sind mehr über das Funkgerät zu hören. Nur die Yamaha SR125 und ich! Ein sehr erhaben-jungfräulicher Moment ist das. An der nächsten Ampel hält neben mir das Auto einer anderen Fahrschule. Am Steuer ein junger Mann mit einem angestrengten Gesichtsausdruck. Der Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz scheint eindringlich auf ihn einzureden. Erleichtert schalte ich in den ersten Gang. Diese Ära gehört Gott-sei-Dank der Vergangenheit an…

Der Lappen zum Abenteuer

Gepäcksystem SumatraSumatra ist schuld daran, dass ich den Motorradführerschein mache! Schnelle Entscheidungen sind nicht wirklich meine Baustelle. Wahrscheinlich hätte ich die Idee vom Selber-Fahren noch monatelang mit mir herumgetragen, im Kopf von rechts auf links gedreht und immer wieder alle Pros und Contras in die Wagschale geworfen…wenn, ja wenn Claudio nicht mit dieser Sumatra-Idee um die Ecke gekommen wäre. Er weiß mittlerweile, wie er mich aus der Reserve locken kann. Mit einem konkreten Plan. Der lautet diesmal so: 2014 reisen wir nach Sumatra und erkunden auf gemieteten Motorrädern die Insel. Wohlgemerkt, auf ZWEI Motorrädern! „Der Lappen zum Abenteuer“ weiterlesen