Baltikum Tour 5

Der Kontrast zu Russland kann kaum krasser sein: Hinter der Grenze ist der Asphalt einwandfrei und wir rasen mit ganz legalen 120 km/h über die Autobahn. Ich hätte nicht gedacht, dass das auch mal Spass macht…Im Regen erreichen wir die Kulturhauptstadt 2011: Turku. Nach Tallinn und St. Petersburg ist diese finnische Küstenstadt geradezu gemütlich. Hinterm Bahnhof ist ein Kulturzentrum eingerichtet worden und an, auf und in dem Aura-Fluss haben Künstler Installationen aufgebaut. Wir schlendern gemütlich durch die Stadt und Sonja schwelgt in Erinnerungen an das halbe Jahr, dass sie mal in Turku gelebt hat.

Auf der Halbinsel Ruissalo sind wir fast die einzigen Camper. Nur ein russisches Pärchen ist ebenfalls mit dem Zelt unterwegs. Filipp und Juli kommen aus St. Petersburg, sie studiert und er ist Musiker. Wir sprechen ausgiebig über die Unterschiede zwischen Russland und Rest-Europa.

Zum Schluss wird es noch einmal richtig hektisch. Da wir uns mit unseren russischen Nachbarn verquatscht haben, erreichen wir die Fähre auf den letzten Drücker. Aber dann haben wir 28 Stunden Zeit um uns auf der Überfahrt nach Lübeck auszuruhen und aufs Meer zu schauen. Entgegen meiner Erwartungen werde ich nicht seekrank. Ich bin robuster als ich dachte. Damit endet unsere Reise zu den Kulturhauptstädten. Einmal quer durchs Baltikum, zwei mal Russland und Finnland lag auf unserem Weg. Eine großartige Erfahrung.

Und als wir denken, jetzt ist es fast geschafft, kommt es doch noch ganz Dicke. Von Lübeck aus wollen wir zum Motorradreisetreffen (MRT) in Gieboldehausen bei Göttingen. Doch schon nach 150 Kilometer höre ich ein hässliches Geräusch und das Hinterrad beginnt zu eiern. Die hinteren Radlager sind im Eimer. Völlig frustriert warten wir auf den Helfer des großen deutschen Automobilclubs.

Was für ein ungewöhnlicher Zufall. Der Mitarbeiter in gelb begleitet uns zur Motorradwerkstatt im Dorf um die Ecke. Eine Aprilia und Kawasaki – Händler, welch Glück. Er hat tatsächlich noch zwei passende Radlager und baut sie sofort ein. „Jetzt kann die Reise endlich zu Ende gehen.“ Denken wir.

Doch wenige Kilometer weiter streikt wieder die Elektrik, wie damals in Estland. Jetzt ist es endgültig aus, die Aprilia Pegaso kommt auf den gelben Wagen und wird nachhause geschickt. Es ist schon zwei Uhr, als wir unser Zelt beim Motorradtreffen zum letzten Mal auf dieser Reise aufschlagen. Zum Glück hat keiner gesehen, dass wir mit einem Leihwagen gekommen sind. Was für eine Odyssee.

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